4. Juni 2014 – Auf gehts nach Bergen, dem Tor zu den Fjorden! Und hier bekommen wir das erste Mal den Nachteil des Wohnmobils zu spüren: Großstadttauglich ist es nicht! Für Parkhäuser ist das Wohnmobil zu hoch und die wenigen freien Parkplätze sind zu klein. Von hilfsbereiten Norwegern erfahren wir, dass es extra Parkplätze für Wohnmobile gibt. Der erste in der Nähe der Innenstadt ist nicht mehr aktiv. So müssen wir zu den Bergenshallen fahren; leider etwas außerhalb. Dort können wir auch über Nacht stehen und da wir bei der Parkplatzsuche viel Zeit verloren haben, beschließen wir, hier gleich zu übernachten. Die Straßenbahn fährt ganz in der Nähe und nach einer 15-minütigen Fahrt sind wir endlich in der Innenstadt, am Festplatz.
Und in der regenreichsten Stadt Europas ist der Himmel zwar bedeckt aber es ist trocken. 🙂 Über die Einkaufsstraße Torgalmenningen schlendern wir zum Fischmarkt am Hafen. Im großen Gedränge bestaunen wir die Auswahl an frischem Fisch.
Nach einer Stärkung geht es zur Standseilbahn Fløilbanen die uns auf den Hausberg Fløyen bringt. Von dort haben wir eine tolle Aussicht auf die Stadt und es reißt sogar ein bisschen der Himmel auf.
Im Anschluss stürmen wir Starbucks. Yeah, Zivilisation! Mit Kaffee in der Hand erkunden wir das alte Hanseviertel Bryggen. In den kleinen bunten Holzhäuschen, sind Souvenir- und kleine Handwerksläden untergebracht.
An der Festung Bergenhus werden wir von kleinen Trommlern empfangen. Ok zugegeben, die haben nicht auf uns gewartet, sondern auf 100 geladene Gäste. 😉 Und Prinz Haakon ist da, weshalb wir die Håkonshalle nicht besuchen dürfen. Wir erkunden das Gelände und gesellen uns zur Statue von Haakon VII um die Kreuzfahrtschiffe beim Ablegen zu beobachten.
Die Marienkirche wird leider restauriert und lässt keinen Blick zu. So besuchen wir noch den Dom und die in der Außenwand befindliche Kanonenkugel von 1665. Am Abend gibt es Pizza am Hafen, bevor es dann mit der Straßenbahn wieder zu den Bergenshallen geht.
5. Juni 2014 – Am nächsten Morgen fahren wir zu der ganz in der Nähe liegenden Fantoft Stabkirche. Spontan setzen wir noch die Heddal Stabkirche, die größte erhaltene Stabkirche Norwegens auf unseren Reiseplan und fahren dann auch weiter. Unser Ziel ist das gut 200 km entfernte Stavanger. Die verregnete Fahrt auf der E39 wird von 2 Fährfahrten unterbrochen.
Exkurs Fähre: Alle Fährfahrten in Norwegen verliefen problemlos. In der Regel fahren die Fähren tagsüber alle 30 Minuten und abends und in der Nacht meist stündlich. Teuer ist es! 🙂 Gerade die Fähren zwischen Bergen und Stavanger haben 75 und 55 Euro gekostet; für 40 und 25 Minuten Überfahrt. Man kann versuchen, ein wenig bei der Fahrzeuglänge zu schummeln. 😉 Da das aber wohl schon viele probiert haben, gibt es Markierungen auf dem Boden.
In Stavanger angekommen, gucken wir uns noch die Sverd i Fjell – Schwerter im Felsen – an. Drei riesige Schwerter symbolisieren die Reichsbildung. Dann „machen wir früh Feierabend“ 😉 und suchen uns einen abgelegenen Parkplatz am Wasser und kochen, lesen, spazieren und spielen Karten. Morgen wird dann die Innenstadt von Stavanger unsicher gemacht.
Und weil es schon fast zu schön war und bislang alles so reibungslos geklappt hat, geht uns an diesem Abend das Gas aus. 🙁 Wir hatten zwei 11kg Gasflaschen dabei und laut Auskunft des Vermieters „reichen die locker“. Klar mussten wir im hohen Norden ordentlich heizen, aber das Ziel war ja bekannt. Unsere Internetsuche ergibt, dass es zum einen Gasflaschen an fast allen Tankstellen gibt, die aber einen norwegischen Anschluss haben, der nicht kompatibel ist. Zum anderen kann man an LPG-Stationen wohl deutsche Flaschen nachfüllen lassen, allerdings nicht am Wochenende; und es ist Freitagabend. Hinzu kommt, dass es zwar reichlich LPG-Stationen in Norwegen gibt, nur halt eben nicht in der Umgebung von Stavanger. Achso, am Montag ist dann natürlich auch noch Feiertag (Pfingstmontag) und da haben die LPG-Stationen auch geschlossen. Letztendlich benutzen wir die zweite Flasche von unseren Freunden mit und die hält bis zum Ende der Reise. Fazit: Genügend Gasflaschen mitnehmen und darauf achten, dass die auch richtig voll sind.
6. Juni 2014 – In Stavanger gibt es ausreichend Parkplätze am Hafen, auch für Wohnmobile. Vom Ölmuseum am Hafen laufen wir durch die kleinen Einkaufsstraßen bis zur St. Petri Kirche und dann weiter zum schön angelegten Stadtpark mit kleinem See. Dort besichtigen wir den Dom.
Im Tourismusbüro lassen wir uns nochmal unsere Erkenntnisse bezüglich Gas bestätigen und holen uns Informationen zum Preikestolen, unser nächstes großes Ziel. Dann geht es über den Marktplatz zur Altstadt. In der Øvre Strandgaren erfreuen wir uns an den weiß gestrichenen Holzhäuschen, die unter Denkmalschutz stehen. Im Innenhof eines Hauses befindet sich ein Café und man sieht die frühere Einrichtung der Häuser. Am Hafen genießen wir noch ein bisschen das schöne Wetter und die Sicht und dann geht es auch schon wieder zurück zum Wohnmobil. Wir wollen dem Preikestolen-Parkplatz so nah wie möglich kommen, damit wir am nächsten Morgen früh starten können.
Von Stavanger aus gibt es zwei Fähren und Wege zum Preikestolen: Die günstige Variante ist, erst auf der E39 und dann auf der Rv13 bis nach Lauvvika zu fahren. Dort nimmt man die Fähre nach Oanes und fährt noch ein kleines Stück auf der Rv13 weiter, bis man in die Fv529 einbiegt (Preikestolvegen). Da es Freitagabend ist, hat es sich an der Fähre ein wenig gestaut.
Von der Touristeninformation wissen wir bereits, dass wir auf dem Preikestolen-Parkplatz nicht über Nacht stehen dürfen, dennoch fahren wir mal hoch um uns schonmal ein Bild von der Lage zu machen. Links und rechts auf der Straße stehen dann auch mehrere Parkverbots-Schilder. Im Hotel am Preikestolen Parkplatz verrät uns die nette Rezeptionistin, dass wir uns schon auf die Zufahrtsstraße zum Preikestolen (bzw. auf einen der kleinen Schotterplätze am Straßenrand) stellen könnten, allerdings nicht dort, wo ein Parkverbotsschild steht und natürlich ohne die Straße zu blockieren. Wir finden einen passenden Platz, den wir uns mit 100.000 kleinen fiesen Mücken teilen.
7. Juni 2014 – Daaaaaaaas Waaaaaandern ist des Müllers Lust… Auf gehts zum Preikestolen! Wir fahren den kurzen Weg zum Parkplatz, der 100 NOK kostet. Und starten mit ausreichend Wasser im Rucksack. Der Aufstieg dauert 2 Stunden und 350 Höhenmeter über Stein und Geröll müssen überwunden werden. An ein paar Stellen wird es auch mal eng und da Samstag ist, herrscht auch entsprechend viel Verkehr. Und jetzt fragt sich sicher jeder, was unsere Jüngste macht: Die wird getragen! 🙂
Und dann sind wir endlich da! Und alle Strapazen sind vergessen, denn diese Aussicht MUSS man einfach gesehen haben! Phänomenal!
K.o. aber glücklich kommen wir wieder am Parkplatz an. Und wie praktisch, wir haben ja unsere Dusche dabei. 🙂 Dann fahren wir zurück zur E93 und suchen uns auf der Strecke nach Kristiansand einen Campingplatz. Wir landen in Feda bei Svindland Camping, aber da gibt es sicher auch noch was besseres.
8. Juni 2014 – Nach kurzer Fahrt sind wir in Kristiansand angekommen. Sonntags durch eine Stadt zu bummeln ist natürlich nur halb so lustig, aber dafür können wir gratis parken. 😉 Wir spazieren durch das Altstadtviertel Posebyen zum Dom und dann die Einkaufsstraße Markens gate entlang zum Fischmarkt (Fiskebrygga). Und dieser Teil ist wirklich gut gelungen. In einem kleinen Hafen liegen eine Markthalle und mehrere Restaurants mit vielen Tischen im Außenbereich.
Im Anschluss fahren wir bis nach Notodden und übernachten dort. Wir nehmen nicht den ausgewiesenen Campingplatz, sondern stellen uns in der Nähe auf einen freien Parkplatz an einen kleinen Bootshafen.
9. Juni 2014 – Die Heddal-Stabkirche in der Nähe von Notodden an der E134 ist die größte erhaltene Säulenstabkirche Norwegens. Für 60 NOK Eintritt dürfen wir auch das Innere der etwas düster wirkenden Kirche besichtigen und bekommen von einer netten Mitarbeiterin in perfektem Englisch ganz viele Informationen.
Exkurs Maut: In Norwegen gibt es eine Straßenmaut. Wir haben uns vorab mit Kennzeichen und Kreditkarte registriert. So konnten wir durch die Mautstationen fahren ohne anzuhalten und mussten keine Geldbuße fürchten, für den Fall, dass wir eine Mautstation übersehen. Infos und Anmeldung unter www.autopass.no.
Nach knapp 2 Stunden Fahrt kommen wir in Norwegens Hauptstadt Oslo an. Da wir aus Bergen gelernt haben, suchen wir uns gleich einen Parkplatz außerhalb. An der berühmten Skisprungschanze Holmenkollen gibt es zahlreiche kostenfreie Parkplätze und eine Metro-Station ist gleich in der Nähe. Die Fahrt in die Stadt gestaltet sich dann aber nicht ganz so einfach, weil man an der Station Majorstue in die Straßenbahn umsteigen muss. Die ist für einen Kinderwagen ziemlich eng und überhaupt ist das Gedränge ziemlich groß. Aber unser Nordkapp-Baby ist, wie schon auf der gesamten Reise, völlig entspannt und so haben wir viel Spaß beim Bahnfahren. 🙂
Vom Parlament aus starten wir unsere Sightseeing-Tour Richtung Akershus Festning, von der man einen tollen Blick auf den Hafen hat. Und am Hafen entlang gehts dann zum Rathausplatz mit Rathaus. Naja, schön ist es nicht. Wir machen einen kurzen Abstecher ins Nobel-Friedenszentrum, um dann zur neu angelegten und umgestalteten Uferpromenade Aker Brygge zu laufen. Hier liegen Restaurants und Bars wunderbar am Wasser. Sogar eine Art kleines Stadtbad gibt es, mit Duschen und Zugang zu den Oslofjorden. Dann gehts am Nationaltheater vorbei zum Schloss und Schlosspark.
Und dann schlendern wir noch die beliebteste Einkaufsstraße von Oslo entlang, die Karl Johans gate. Da Pfingstmontag ist, haben die Geschäfte geschlossen. Aber ein treuer Freund unserer Reisen – das Hard Rock Café – hat natürlich geöffnet und so wird’s an unserem letzten Abend in Norwegen amerikanisch.
Puh! Unser Verdauungsspaziergang führt uns die Karl Johans gate zum Stortorget mit einem großen Blumenmarkt und zum Dom. Vom Hauptbahnhof geht es dann noch zur neuen Oper, die den weiten Weg auch wert ist. Die Fassade besteht aus weißem Marmor und kann begangen werden, sodass man auf das Dach der Oper gelangt. Mit Straßenbahn und Metro fahren wir dann zurück zum Holmenkollen.
10. Juni 2014 – Am Vormittag besichtigen wir die Skisprungschanze Holmenkollen. Die konnten wir gestern von der Innenstadt aus schon deutlich in den Bergen erkennen. Für 120 NOK kann man das Skimuseum besuchen und mit einem Fahrstuhl ganz nach oben fahren. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf Oslo und den Oslofjord.
Und dann verabschieden wir uns von Norwegen und sind wieder in Schweden. Das Ende naht. Von Oslo nach Göteborg sind es über die Autobahn 3 Stunden Fahrt. In Göteborg parken wir ganz zentral am Busbahnhof Heden. Und weil es da zufällig auch ein Hard Rock Café gibt… 🙂 Unseren Stadtspaziergang heben wir uns dann für den nächsten Tag auf. Wir fahren wieder aus Göteborg raus, um uns außerhalb einen ruhigen Platz für die Nacht zu suchen.
11. Juni 2014 – Wir parken wieder am Parkplatz Heden und laufen als erstes an der Staatsbibliothek vorbei Richtung Götaplatz, wo sich Staatstheater, Kunstmuseum und Konzerthaus befinden. Der Poseidon-Brunnen liegt leider trocken, hat aber viele schöne Details. Dann geht es die ganze Flaniermeile Kungsportsaveny entlang, bis zum Kungstorget. Dort befindet sich auch die Touristeninformation. Ab hier gefällt es mir deutlich besser. Durch kleine Gassen mit Geschäften geht es zum Hauptbahnhof und Nordstan, dem größten Einkaufszentrum Schwedens. Vom Gustav Adolfs Torg mit dem Rathaus gehts weiter zum Kronhus, dem ältesten Haus Göteborgs. Dort sind kleine Kunsthandwerker-Geschäfte untergebracht. Unter anderem auch ein Schokoladenladen, wo wir schwedische Süßigkeiten probieren. Über den Dom laufen wir weiter zur Fischkirche, den Fischmarkt. Hier kann man auch zubereiteten Fisch kaufen. Am Kanal treten wir den Rückweg zum Wohnmobil an.
Von Göteborg sind es noch 3 Stunden nach Trelleborg, wo am nächsten Morgen unsere Fähre nach Rostock startet. An einem Wohnmobil-Parkplatz in der Nähe des Fähranlegers grillen wir ein letztes Mal und gehen früh ins Bett. Denn die Fähre geht um 7 Uhr morgens, danach steht die Rückfahrt nach Dresden und das Ausräumen und Saubermachen des Wohnmobils an, bevor wir es am 13. Juni vormittags zurückgeben.
Danke fürs Lesen. 🙂
Jetzt noch ein kurzes Fazit: Das Reiseziel war perfekt für eine Wohnmobiltour und auch für uns als absolute Wohnwagen-Neulinge. Was würden wir beim nächsten Mal anders machen? Wir würden wahrscheinlich die Route andersherum fahren. Dann spürt man die Steigerung der traumhaften norwegischen Landschaft deutlicher, bis man schließlich am alles überragenden Nordkapp landet. Das Reisen in der Vorsaison haben wir letztlich nicht bereut und das Nordkapp abends für sich allein zu haben und ungehindert Fotos schießen zu können ist unbezahlbar.
Exkurs Entsorgungsstationen: Ich will jetzt keine großen Ausführungen zur Entsorgung der Campingtoilette machen. Während wir als Frischlinge im ersten Teil unserer Reise fast jeden Abend einen Campingplatz angesteuert haben, sind wir gerade in Norwegen – auch wegen der vergleichsweise hohen Preise – mutiger geworden und haben öfter wild gecampt. Und damit kommt dann auch erst so richtig das Freiheitsgefühl auf. In Norwegen gibt es kostenlose Entsorgungsstationen, die ausgeschildert sind. (Ein Wohnmobil mit einem Pfeil nach unten. Ich habe leider versäumt ein Bild zu machen.) An diesen Entsorgungsstationen kann man Wasser auffüllen, ablassen und meistens auch die Toilette reinigen. In Schweden kann Frischwasser an jeder Tankstelle aufgefüllt werden und auf vielen WCs auf den Raststätten gibt es auch eine separate Möglichkeit, die Campingtoilette zu entleeren.
Auf dieser Reise haben es folgende Tassen in unsere Koffer geschafft:
Nordkapp oder Nordkap? Die norwegische Schreibweise hat gewonnen! 😉
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