Aufgeregt verlassen wir Kapstadt über die N1. Ein ganz besonderes Abenteuer wartet auf uns – wir werden im Sanbona Wildlife Reserve auf Safari gehen! Das Game Reserve liegt 3 Stunden von Kapstadt entfernt in der Halbwüste Kleine Karoo. Wir fahren von der R62 ab, um auf einer 7 km langen, unbefestigten Straße zum Haupteingang des Reservats zu gelangen. Dann folgen wir nochmals einer 15 km langen Strecke zum Welcome-Center. Dort angekommen werden wir mit einem Willkommensdrink begrüßt und die Aussicht verschlägt mir die Sprache! Ist das schön hier!
Wir sind noch nicht am Ziel. Es folgt eine 40-minütige Shuttlefahrt durch die einzigartige Natur immer tiefer in die Wüste. Auf dem Weg entdecken wir schon die ersten Antilopenarten. Bei Ankunft in der Gondwana Lodge haben wir das Gefühl, dass der Rest der Welt ganz weit weg ist. Bei einem Ananasbier wird uns der Ablauf der nächsten Tage erklärt. Dann gibt es eine Führung über das Gelände. Die Lodge liegt mitten in der Halbwüste Kleine Karoo. Gerade einmal 12 Zimmer gibt es hier. In der Lodge selbst können wir uns frei bewegen, sie ist von einem Zaun umgeben. Davor befindet sich ein Wasserloch, das die Tiere – gerade in der Trockenzeit – gerne besuchen. Der Blick geht über die unendliche Weite dieses ganz besonderen Stücks Erde.
Zunächst einmal gibt es Lunch. Auf der Terrasse der Main Lodge mit Blick in die Ferne und bei angenehmer Stille lassen wir uns köstliche Pasta, Straußen-Filet und Nachtisch schmecken.
Im Anschluss beziehen wir unsere Suite. Sie ist auf der oberen Etage untergebracht und wir dürfen von unserem Balkon ebenfalls den Blick in die einzigartige rote Landschaft genießen. Und tatsächlich zeigt sich in einiger Entfernung eine Giraffe zur Begrüßung. Märchenhaft! Das Zimmer ist offen gestaltet, modern eingerichtet und warme Brauntöne sorgen für Gemütlichkeit. Im großzügigen Badezimmer mit Regendusche befindet sich eine freistehende Badewanne mit Traum-Aussicht! Auf dem Schreibitsch finden wir erste Infos zu unserem Guide Owen, den wir gleich kennenlernen.
Und dann geht es auch schon los! Mit Owen starten wir in unseren ersten Game-Drive. Insgesamt werden wir mit ihm 4x auf Safari gehen. 2x nachmittags und 2x am Morgen. Schnell ist die Giraffen gefunden, die wir schon vom Balkon aus sehen konnten.
Es folgen Oryxantilopen, Springböcke, Red Hartebeest (Kuhantilopen) und eine ganze Herde Paviane. Wir treffen an diesem Nachmittag noch ein weiteres Mal auf Giraffen.
Owen gibt uns viele Infos zum 54.000 Hektar großen Reservat. Die Big 5 (Löwe, Elefant, Nashorn, Büffel, Leopard) bewegen sich hier frei. Und wenn sich mal eine Weile kein Tier zeigen möchte, genießen wir einfach die einmalige Kulisse.
Am Damm entdecken wir drei Nilpferde, die glücklicherweise gut sichtbar sind. Meist sieht man nur Augen und Ohren aus dem Wasser lugen. Behäbig liegen sie im Wasser und doch sind sie die gefährlichsten Tiere Afrikas.
An einem kleinen Teich verlassen wir den Jeep für einen Sundowner. Mit einem kühlen Hunters (Apfel-Cider) in der Hand geht die Sonne langsam unter und unser erster Game Drive zu Ende.
Zurück in der Lodge machen wir uns kurz frisch für das anschließende Dinner. Geräucherter Lachs, Grünes Curry und Bobotie (ein südafrikanischer Hackfleischauflauf) stehen heute auf der Speisekarte. Abgerundet wird das köstliche Essen mit einem leckeren südafrikanischen Malva-Pudding und einer Espresso-Crème brulée.
Dann geht es auch schon ins Bett, denn um 6 Uhr morgens erfolgt der Wake-Up Call für unseren Morning Drive. Und dabei können wir noch froh sein, dass auf Winterzeit umgestellt wird. Sonst hätte der Wecker um 5 Uhr geklingelt.
6:30 Uhr treffen wir uns bei Kaffee und Keksen und dann folgt das zweite Abenteuer. Zwei klare Missionen hat Owen für diesen Morgen: Löwen und Cheetahs (Geparde) finden. Da Löwen erst vor wenigen Tagen an der Lodge gesichtet wurden, hat Owen eine Vermutung wo sie sich aufhalten könnten. Dick eingemummelt düsen wir los. Der Fahrtwind peitscht uns ins Gesicht! Morgens ist es hier in der Halbwüste bitterkalt und Ende März neigt sich der südafrikanische Sommer dem Ende entgegen. Aber der Sonnenaufgang an diesem einmaligen Ort entschädigt für alles.
Und plötzlich ist die Kälte vergessen, denn da steht in einiger Entfernung ein weißer Löwe, dem eine Löwin folgt. Die Tiere sind in Bewegung und Owen hat eine Vermutung, welchen Weg sie einschlagen. Wir fahren also weiter und folgen einer schmalen Straße. Dann warten wir. Owen lag goldrichtig: Es dauert nicht lange und schon hören wir Geräusche im Busch und plötzlich sind wir umgeben von 6 Löwen!
Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ein weißer Löwe mit stolzer Mähne, zwei weiße und ein braunes Weibchen und zwei Jungtiere (ca. 1 Jahr alt). Die Raubtiere streifen knapp an unserem Jeep vorbei. Dabei schauen sie uns direkt an und ich kann nur hoffen, dass die schon gefrühstückt haben. Ein echter Gänsehaut-Moment!
Es ist faszinierend den majestätischen Tieren bei der Interaktion zuzuschauen.
Die jungen Löwen werden immer eigensinniger und der Rudelführer weist sie zurecht. Das Löwengebrüll geht unter die Haut. Bald werden sie die Herde wohl verlassen. Owen meint, es ist möglich, dass sie in einem Jahr ihren eigenen Vater töten werden, um ihr Revier zu markieren.
Wir fahren von einem Abenteuer direkt ins nächste. Ein Gepard wurde in der Steppe gesichtet. Da er in den Büschen liegend nur schwer zu erkennen ist, gibt es für unseren Guide nur eine Lösung: Wir müssen uns zu Fuß heranpirschen. Ein Scherz? Nein, wohl eher nicht. Owen packt sein Gewehr aus und bittet uns aus dem Jeep zu steigen. Unser Guide wird uns immer sympathischer!
Uns schließt sich noch eine weitere Gruppe nebst Guide an und dann marschieren wir auch schon durch die Wildnis. In einer Reihe nähern wir uns der Cheetah. Während ich versuche zu verarbeiten, dass ich mich gerade an eine gefährliche Raubkatze heranschleiche, liegt sie da plötzlich auch schon vor uns und schaut uns aufmerksam an. Der Gepard scheint unbeeindruckt und ich versuche jede Sekunde der einmaligen Begegnung in mich aufzusaugen.
Owen vermutet richtig, dass der Gepard jeden Moment aufstehen und weiterziehen wird. Wir bleiben zunächst ganz ruhig stehen, setzen uns dann aber in Bewegung, um ihm zu folgen. Während wir auf gleicher Höhe mit dem Gepard laufen, schielt er immer wieder zu uns herüber und denkt wahrscheinlich gerade darüber nach, ob er Hunger hat. 😉 Es ist ein atemberaubendes Erlebnis und ein Morning Drive der es in sich hat!
Während wir – zurück im Jeep – versuchen, die Ereignisse zu verarbeiten, wartet schon ein weiteres Highlight auf uns. Da liegt ein müdes Baby-Nashorn auf der Straße vor uns. Der Kleine ist so putzig. Er erhebt sich und ist total neugierig auf den Jeep. Die Nashorn-Mama muss ihn immer wieder von uns wegdrängen und wird langsam etwas ungemütlich, weshalb wir uns ein Stück zurückziehen, aber sofort von dem Kleinen verfolgt werden.
Was für ein Morgen. Das sonnige Frühstück auf der Terrasse haben wir uns verdient.
Danach ziehen wir uns für ein kurzes Schläfchen in unser Zimmer zurück. Später genießen wir den Poolbereich und einen leichten Lunch.
Dann starten wir in ein neues Abenteuer. Der Nachmittag-Drive beginnt mit weiteren Nashörner, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Straße zu blockieren.
Später treffen wir auf eine Herde Zebras mit Jungtier, die zu einer Wasserstelle ziehen.
Am Wasserloch genießen wir kurz die Stille, beobachten eine Nilpferd im Wasser und warten auf die Ankunft der Zebras. Die Tiere erscheinen am Hügel, begeben sich zum Wasser und es ergibt sich ein traumhaftes Fotomotiv.
Wir verlassen die Wasserstelle und finden uns plötzlich in einer Herde Elefanten wieder. Wahnsinn! Den großen Dickhäutern zu begegnen löst immer wieder Gänsehaut aus, vorallem wenn sie wie hier, direkt an unserem Jeep vorbeilaufen. Sie sind zum Greifen nah!
Die Elefanten nehmen uns wahr, schauen uns auch an und ziehen einfach vorbei. Zum Glück haben sie es nicht eilig und so können wir den einmaligen Moment auskosten und auch die Jungtiere ausgiebig beobachten.
Die Sonne geht langsam unter und so suchen wir uns ein schönes Plätzchen für den Sonnenuntergang. Wieder hat Owen ein kühles Hunters und Snacks dabei. Und für unsere lustige Truppe geht ein weiterer wunderschöner, ereignisreicher Tag im Sanbona Wildlife Reserve zu Ende.
Der Weg zurück zum Camp wird zu einem Night-Drive. Owen leuchtet mit einem Strahler die Büsche ab und wir entdecken vielerlei nachtaktive Tiere, darunter mehrere Eulen.
Zurück in der Lodge steigt uns ein köstlicher Duft in die Nase. Alles ist vorbereitet für ein südafrikanisches Braai. Es wird gegrillt, draußen gegessen und in der Mitte zündelt das Lagerfeuer. Bevor wir uns mit Owen zusammen setzen, erklärt er uns noch die Sternenbilder. Es ist unglaublich wie deutlich man hier draußen die Sterne und die Milchstraße erkennen kann. Zusammen in der Gruppe genießen wir Filet, Würstchen und Salat.
Am nächsten Morgen klingelt wieder um 6 Uhr der Wecker. Das frühe Aufstehen lohnt sich schon für den traumhaften Sonnenaufgang den wir erleben, während wir mit dem Jeep in den Osten des Reservats düsen.
Heute Morgen sind wir in einer ganz besonderen Mission unterwegs. Owen wird mit uns eine Walking Safari machen. Das heißt, wir ziehen nicht im Geländewagen los um Tiere zu finden, sondern zu Fuß. Wir klettern aus dem Wagen, Owen lädt sein Gewehr und ab geht es in den Busch.
Alle sind hochkonzentriert und auch ein bisschen ängstlich. Den sicheren Jeep zu verlassen, fühlt sich schon ein bisschen verrückt an. Aber Owen genießt mein vollstes Vertrauen. Als wir frische Nashorn-Spuren entdecken, nehmen wir die Fährte auf. Als wir uns den Nashörnern nähern, hören wir deren Gebrüll und Owen entscheidet, dass wir ihnen lieber nicht zu nahe kommen, weil sie sich recht aggressiv anhören.
Wir verwerfen also die Spur, wechseln die Richtung und pirschen uns an ein paar Zebras heran. Plötzlich entdecken wir weitere Nashörner und verstecken uns schnell im Gebüsch. Wir beobachten und verfolgen die Tiere eine Weile, ohne dass sie unsere Anwesenheit bemerken. Wahnsinn, so nah an einem der Big 5 zu sein!
Es folgt das letzte Frühstück auf der Terrasse, begleitet von ein paar Baboons. Dann müssen wir uns leider von Owen verabschieden.
Unser Gepäck wird in den Shuttlebus verladen und Zebras sind an die Lodge gekommen, um Lebewohl zu sagen.
In der 40-minütigen Fahrt zurück zum Welcome-Center kann ich Revue passieren lassen und die ein oder andere Träne wegblinzeln. Wir hatten eine unglaublich schöne, ereignisreiche Zeit im Sanbona Wildlife Reserve und nehmen unvergessliche Urlaubserinnerungen mit nach Hause!
Fazit
Der Aufenthalt im Sanbona Wildlife Reserve hat keine Wünsche offen gelassen. Gerade einmal drei Fahrstunden von Kapstadt entfernt und malariafrei haben wir hier das ultimative Safari-Abenteuer erlebt. In einer einmaligen Location wurden uns abwechslungsreiche Game-Drives, Bush Walks und gutes Essen geboten. Das komplette Team war ausgesprochen nett. Owen hat einen tollen Job gemacht, war superfreundlich, lustig und bestens informiert. In unserem speziellen Fall hatten wir noch das große Glück drei supertolle Gäste aus Köln kennenzulernen und ich bin mir sicher unser Jeep hatte den meisten Spaß! 😉
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Hallo Anja, toller Bericht. Ich hin darüber gestolpert, da ich nächstes Jahr runterfliegen werde. Meine Freundin und ich werden 14 Tage als Voluntäre in Panthera arbeiten und möchten anschließend noch eine Safaritour machen. Da ich viel im Löwenschutz dabei bin, interessiert mich natürlich, wie dort das Wildlife Management funktioniert. Was passiert dort mit den männlichen Junglöwen? Werde diese an andere Game Reserves weitergegeben? Es gibt leider viele schwarze Schafe unter den Reserves, welche sich als Jagdfarmen nicht ozten. Wir möchten dies nicht- vielleicht unbewusst- unterstützen. Hast du da Infos? Und welche Lodge würdest Du empfehlen? Es gibt dort ja mehrere Möglichkeiten? Ist ja auch nicht ganz billig. Danke schon jetzt für eine Rückmeldung. Werde zudem auf FB vorbeischauen.
Hallo Heike, wir waren in der Gondwana Family Lodge untergebracht und haben uns dort sehr wohl gefühlt. Die anderen Lodges habe ich nicht getestet. Uns wurde während der Safari gesagt, dass die Löwen an andere Game Reserves abgegeben werden. Wenn du genauere Informationen wünschst, müsstest du dich an Sanbona wenden. Ich wünsche euch eine schöne Zeit in Südafrika! Viele Grüße, Anja