21. Mai 2014 – Wir starten in Luleå und fahren nach Haparanda um dann die Grenze nach Finnland zu passieren. In der Grenzstadt Tornio halten wir beim ersten Einkaufszentrum, um uns eine finnische Prepaid-Datenkarte zu besorgen. Superschnell und völlig unkompliziert sind wir wieder online.
Und dann schnell weiter Richtung Rovaniemi, denn am Polarkreis haben wir ein Date mit dem Weihnachtsmann! 🙂 Im Santa Claus Village, nördlich von Rovaniemi, erwartet uns das Weihnachtsmanndorf mit etlichen Souvenirläden, dem Büro des Weihnachtsmanns und der Post.
Ein großes „Santa Is Here“ Schild zeigt uns, wo wir den Weihnachtsmann finden. Wir betreten also das Weihnachtsmannbüro und folgen im Inneren einem phantasievoll gestalteten Pfad, der uns zu Santa führen wird. Auf dem Weg dahin bekommen wir auch den mehrere Stockwerke hohen „Earth’s Rotational Speed Regulator“ zu sehen, mit dem Santa Claus am Weihnachtsabend die Welt anhält um allen Kindern Geschenke bringen zu können. Natürlich ist alles sehr touristisch angelegt und dennoch kommt Dank der wundervollen Gestaltung selbst im Mai etwas Weihnachtsstimmung auf. Der Weihnachtsmann begrüßt uns sogar auf deutsch – klar er kann ja jede Sprache – und spricht mit uns über unsere weiteren Reisepläne. Unsere jüngste Mitfahrerin ist ja mit 5 Monaten leider noch zu jung um zu wissen, dass sie gerade einen der wichtigsten Helden ihrer Kindheit besucht. Aber für Kinder im „richtigen“ Alter ist das sicher ein wunderbares Erlebnis. In der Hauptsaison im Sommer und im Winter gibt es hier auch einen Vergnügungspark.
Achtung: Rechts neben dem Santa Claus Village liegt das Santa Claus Holiday Village. In einem großen Souvenirladen führt eine langer Gang ebenfalls zu einem Weihnachtsmann, mit dem man Fotos machen kann. Das eindrucksvollere und schöner geschmückte „Original“ findet man allerdings links im Santa Claus Office vom Weihnachtsmanndorf.
Nach dem Weihnachtsmannbesuch gehen wir noch zur Poststelle, um Postkarten mit Sonderstempel zu verschicken. Die Post ist sehr schön dekoriert und man kann auswählen, ob die Karten direkt oder erst kurz vor Weihnachten verschickt werden sollen. Und natürlich schicken wir uns auch selbst eine Karte. 😉
Und dann holen wir uns noch unser Polarkreis-Zertifikat ab. Dass wir dem Polarkreis näher gekommen sind, hat sich schon angedeutet, denn die Nächte wurden immer kürzer und heller. Ab sofort werden wir also die Mitternachtssonne genießen dürfen.
Wir folgen der E75 weiter Richtung Sodankylä und sehen das erste Mal Rentiere am Straßenrand. Wir biegen direkt von der E75 auf einen Campingplatz ab, der sich an einem kleinen See befindet. Eigentlich hat der Campingplatz noch geschlossen, aber wir dürfen dennoch bleiben, bekommen Strom und uns wird sogar eine Hütte aufgeschlossen, in der wir das Bad benutzen dürfen. Wir kochen uns Pasta mit Thunfisch und essen mit Seesicht. Danach versuchen wir, eine Runde um den See zu spazieren. Man merkt, dass hier bis vor Kurzem noch Schnee lag und die Wintersaison gerade erst zu Ende gegangen ist. Hundeschlitten und Langlaufski stehen noch herum; teilweise ist auch der See noch mit Eis bedeckt. Wir bekommen schnell nasse Füße, weil sich das Tauwasser seinen Weg in den See sucht und treten den Rückweg an. Hier kommt uns auch die Idee, in der Winterzeit noch einmal nach Lappland zurückzukehren: verschneite Landschaften, mit dem Motorschlitten herumdüsen, eine Hundeschlittenfahrt, Sauna und abends gemütlich am Kamin sitzen.
22. Mai 2014 – Am nächsten Morgen trotzen wir dem windigen Wetter und frühstücken an der frischen Luft. Je nördlicher wir fahren umso mehr ziehen die Temperaturen an. Logisch. Wir werden also nicht mehr allzu oft die Gelegenheit bekommen draußen zu essen. Das Ziel des heutigen Tages ist die Stadt Inari am Inarisee und die Aussichten sind hier schon nicht mehr so rosig. Bevor wir von unserem Campingplatz starten, gucken wir uns noch die Huskyfarm an, die direkt neben dem Campingplatz liegt. So viele Hunde auf so engem Raum finden wir etwas befremdlich. Aber man muss wohl berücksichtigen, dass die Huskies hier als Nutztiere gesehen und gehalten werden.
Auch heute sehen wir wieder Rentiere am Straßenrand. Das hatte uns unser Reiseführer schon „versprochen“, denn dort stand, dass es nahezu unmöglich ist, durch Lappland zu fahren ohne Rentieren zu begegnen; schließlich gäbe es mehr Rentiere als Einwohner. Und er sollte Recht behalten, denn während der gesamten Tour bekommen wir welche zu Gesicht. Und als wir an einem kleinen Souvenirgeschäft halten, erklärt uns die nette Besitzerin, dass es momentan viele Mücke gibt und sich die schlauen Rentiere deshalb an den Straßenrand stellen, damit der Fahrtwind der Autos die Mücken vertreibt. Wir kaufen eine Lappland-Tasse für unsere Sammlung, plaudern noch ein bisschen und fahren dann auch weiter.
Denn in Tankavaara wollen wir unser Glück als Goldschürfer versuchen. Auch hier bekommen wir wieder die Vorsaison zu spüren, denn es ist noch zu kalt, um im Freien am Fluss zu schürfen. Aber der Vorteil ist, dass Kasper – einer der Besitzer und Geologe – sich ganz viel Zeit für uns nimmt und uns alles zum Thema Gold und Goldschürfen erklärt. An Waschwannen versuchen die Männer unter fachkundiger Anleitung von Kasper ihr Glück und haben prompt Erfolg. Sven findet einen echten Goldnugget. 🙂 Obwohl das Wetter ziemlich ungemütlich ist, erkunden wir noch das weite Gelände, das mit viel Liebe zum Detail als Westernstadt gestaltet ist. Ein tolles Erlebnis auf unserem Weg zum Nordkapp.
Das Wetter wird immer schlechter. Durch den Regen fahren wir weiter zum Inarisee und dort ist es jetzt schon richtig kalt. Die Wohnmobil-Heizung ist für die nächsten Tage unser bester Freund. Wir haben uns einen Campingplatz direkt am See ausgesucht, allerdings ist das bei dem Wetter auch völlig egal. Der Besitzer des Campingplatzes empfiehlt uns das Hotelli Inari zum Abendessen. Wir bestellen Lachs und Rentier und das gute Essen entschädigt ein wenig für das schlechte Wetter.
Kleiner Tipp für Eltern: In Saariselkä gibt es einen Angry Birds Activity Park; ein Indoorspielplatz im Angry Birds Design. Wir sind kurz abgefahren, weil wir neugierig waren. Bei Regenwetter für Kinder sicher eine tolle Unternehmung. Und ja, wir haben kurz drüber nachgedacht. 😉
23. Mai 2014 – Regen, Regen, Regen. Das ist wirklich schade, denn der drittgrößte See Finnlands soll mit seinen tausenden von Inseln und Kiefernwäldern ein Highlight auf dem Weg zum Nordkapp sein. Mal abgesehen vom Regen kommt die geplante Bootstour auch deshalb nicht in Frage, weil der See teilweise noch stark zugefroren ist und die Schiffe noch gar nicht fahren. Wir fahren die E75 knapp 15 km zurück zur Karhutupa (Bärenhütte). Dort soll frisch geräucherter Lachs verkauft werden. Wir sind leider eine Woche zu früh; die Lachsräucherei hat noch geschlossen. 🙁 Wir nehmen noch die paar Treppenstufen zur Bärenhöhle und auch die weiteren Stufen zur Seesicht. Der Weg lohnt sich nicht, aber es gibt ja eh nicht viel zu tun.
Da sich das Wetter nicht bessern soll, beschließen wir, dem Inarisee den Rücken zu kehren und weiter Richtung Norwegen zu fahren. Wir müssen einige Campingplätze ansteuern, bis wir kurz vor der norwegischen Grenze eine Übernachtungsmöglichkeit finden. Den Abend verbringen wir gemütlich im Wohnmobil, spielen Karten, lauschen aufs Babyphone und sind voller Vorfreude aufs Nordkapp.
24. Mai 2014 – Wir sind in Norwegen! Unser Ziel rückt immer näher. Und was machen wir als Erstes in Norwegen? Genau, wir besorgen uns in Karasjok eine norwegische Prepaid-Datenkarte. Das ist diesmal nicht ganz so einfach, aber wir sind hartnäckig. Hinweise zum Thema „Mobiles Internet in Norwegen“ gibts unter dem obigen Link.
Wir fahren die E6 in nördliche Richtung und das Wetter wird immer besser. Als wir den Porsangerfjord erreichen, strahlt der Himmel und wir beschließen, hier etwas zu essen und die Sonnenstrahlen und die wunderbare Aussicht zu genießen.
Während der Weiterfahrt genießen wir die tolle Kulisse. Raue Felsen, spiegelglattes Wasser, Fischerboote und kleine Holzhäuschen am Ufer. Wunderschön.
Wir treffen in Olderfjord auf die E69 die uns zum Nordkapp führen wird, bzw. erst einmal bis zum Nordkapp Campingplatz. Denn dort werden wir übernachten, bevor es dann am nächsten Vormittag endlich zum Nordkapp geht. Wir haben im Vorfeld von engen Straßen und Tunneln auf dem Weg zum Nordkapp gelesen, bei denen man gute Nerven beweisen muss. Das können wir so nicht teilen. Die Straßen und Tunnel sind gut ausgebaut und selbst mit unseren Wohnmobilen sind wir super durchgekommen und hatten zu keiner Zeit das Gefühl, dass es richtig eng wird. Das einzig Gefährliche waren die vielen Rentiere, die auch mal unkontrolliert auf die Straße gerannt sind.
In Honningsvåg decken wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln ein. Und dann erreichen wir den Nordkapp Campingplatz. Klar, dass der nicht gerade günstig ist. Und mit umgerechnet fast 40 Euro pro Stellplatz zahlen wir dann auch doppelt so viel, wie beim bisher teuersten Campingplatz auf unserer gesamten Reise.
Hier frischen wir alles auf, da wir mindestens eine Nacht „schwarz“ am Nordkapp campen wollen. Wir bekommen ein paar Tipps von der Mitarbeiterin. So sollen wir doch nur das 12 Stunden-Ticket am Nordkapp kaufen und so lange bleiben wie wir wollen, denn das würde in der Vorsaison keiner kontrollieren. Und wir sollen auf der Rücktour das Café Corner in Honningsvåg besuchen, dort gäbe es leckeren Fisch.
25. Mai 2014 – Nach einer kalten Nacht ist es also soweit. Der Himmel ist bedeckt und es ist auch ziemlich neblig. Wir befürchten schon das Schlimmste, denn Nebel am Nordkapp ist keine Seltenheit. Wir wären nicht die Ersten, die den langen Weg zum nördlichsten Punkt Europas auf sich nehmen um dann nichts zu sehen. Vom Nordkapp Camping aus sind es noch rund 25 Kilometer. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum kleinen Örtchen Skarsvåg – das wohl nördlichste Fischerdorf der Welt. Dort gibt es ein kleines gemütliches Café, das auch Weihnachtssouvenirs verkauft. In den Prospekten wird es als Weihnachtshaus angekündigt, man sollte da aber nicht zu viel erwarten. Dennoch hat sich der kurze Umweg gelohnt und später im Nordkapp-Kino erkennen wir Skarsvåg wieder.
Dann kommen die finalen Kilometer. Nach 8 Tagen Wohnmobil-Tour haben wir das Nordkapp endlich erreicht! Yeah! Nachdem wir den Eintritt gezahlt haben, fahren wir die letzten Meter bis zum Parkplatz. Dort stehen ca. 15 Wohnmobile und einige wenige Pkws. Und das ist der große Vorteil unserer Tour in der Vorsaison: Wir haben das Nordkapp fast für uns allein! 🙂
Es ist eisig, ungefähr 5 Grad über Null. Aber die Freude, endlich am Ziel unserer Reise angekommen zu sein überwiegt. Wir ziehen uns warm an und erkunden das Gelände. Es ist zwar bewölkt, aber dennoch hat man zumindest etwas Fernsicht. Am Globus treffen wir ein älteres Paar aus England, das nicht zum ersten Mal das Nordkapp besucht. Der Mann erklärt uns, dass es 3 optimale Nordkapp-Bedingungen gibt. Sonne, keinen Regen, keinen Wind. Zwei von drei sind erfüllt und darüber sollte man sich freuen! Und genau so machen wir es auch. 🙂
Dann wärmen wir uns erstmal im großzügigen Besucherzentrum auf. Das ist wirklich sehr schön angelegt. Im Nordkapp-Kino läuft ein ca. 15 minütiger Film, der die Jahreszeiten und das Leben am Nordkapp zeigt. Ein Gang mit Informationstafeln führt an der Nordkapp-Kapelle vorbei zu der Cave of Lights – einer Lichtshow. Es gibt neben einem Restaurant noch ein kleines Café und einen großen Nordkappshop. Wir haben im Vorfeld gelesen, dass es günstiger wäre, Nordkapp-Souvenirs nicht direkt am Nordkapp zu kaufen. Die Erfahrung haben wir nicht gemacht. Die Auswahl ist riesig und die Preise sind nicht teurer als z.B. in Honningsvåg.
Abends sitzen wir im Café des Besucherzentrums – das bis 1 Uhr nachts geöffnet hat – und nutzen das freie W-Lan zum Arbeiten. Wir sind fast alleine hier. Mit Blick auf den Globus können wir die Mitternachtssonne genießen.
26. Mai 2014 – Wir verbringen bei Minusgraden eine bitterkalte Nacht im Wohnmobil; würden es aber immer wieder so machen. Das Nordkapp ist genau das richtige Ziel für eine Wohnmobil-Tour und Dank der Vorsaison halten sich die Besuchermengen in Grenzen. Und die Sonne scheint! Am Vormittag kommen etliche Busse der Hurtigruten an. Die Leute schießen kurz ihr Bild am Globus, hetzen noch schnell durch den Souvenirladen und müssen dann auch schon wieder los. Da haben wir es doch wesentlich besser getroffen. Wir erkunden noch ein bisschen die Umgebung und genießen die einzigartige Landschaft am nördlichsten Punkt Europas.
Und dann verabschieden wir uns. Die Rückreise durch Norwegen über die Lofoten, mit Halt in Trondheim und dem Geirangerfjord gibt es im 3. Teil.
Nordkapp oder Nordkap? Die norwegische Schreibweise hat gewonnen! 😉
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